Giritzenmoos

Giritzenmoos
Sie kumt uf das Giritzenmoos sagt man von einem Mädchen, das keinen Mann bekommt oder alle Freier abweist. Die Vorstellung, daß das Leben der Frau nur im ehelichen Hausstand und im Aufziehen von Kindern Erfüllung finden könne, führte zu einer weitgehend negativen Bewertung der unverheiratet gebliebenen ›alten Jungfern‹. Sie waren besonders zur Fastnacht dem allgemeinen Spott ausgesetzt und mußten offentlich bueßen
   Das sie sein kumen zu ihren tagen
   Fut, ars, tutten vergebens tragen,
wie es schon in einem Nürnberger Fastnachtsspiel des 15. Jahrhunderts hieß. Auch die obige Redensart geht auf den früheren Brauch eines oberdeutschen Rügegerichts zurück, bei dem die alten Jungfern durch die Dorfburschen verspottet und dann auf einem Wagen ›aufs Giritzenmoos‹ gefahren wurden. Nach dem Volksglauben mußten die unverheiratet verstorbenen alten Jungfern nach ihrem Tod in unfruchtbarem Sumpf sinnlose Arbeiten als Strafe für ihr vermeintlich unnützes Leben verrichten (vgl. › Sägemehl knüpfen‹ und Danaiden). Die Redensarten sie sind auf das Giritzenried und ins Giritzenmoos fahren umschreiben den Tod alter Jungfern, deren Schicksal dies ist.
• E. HOFFMANN-KRAYER: Die Fastnachtsbräuche in der Schweiz, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 1 (1897), S. 126-142; J.L. ARNOLD: Das »Giritzenmoos« in Dagmersellen (Kt. Luzern), in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 7 (1903), S. 295-298; L. MACKENSEN: Artikel ›Alte Jungfer, Junggeselle‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 334-345; E. HAEFLINGER: Vom Giritzenmoos, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 30 (1930), S. 205-207; A. WIRTH: Artikel ›Kiebitz‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IV, Spalte 1303-1305; E. MOSER- RATH: Artikel ›Alte Jungfer‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 365-369.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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