Furcht

Furcht
Vor Furcht (Angst) zittern, von lähmender Furcht gepackt werden, ohnmächtig werden vor Furcht sind Redensarten, die darauf hinweisen, daß Furcht unterschiedliche Reaktionen auslösen kann. Während bei Hiob 4,14 die Verbindung ›Furcht und Zittern‹ in direktem Bezug zueinander begegnet, wird in Ps 2,11 das Zittern auf die freudige Erregung bezogen: »Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern«.
   Andere Wendungen weisen darauf hin, daß Furcht auch den Verlust des Verstandes und der Sinne zur Folge haben kann: vor Furcht außer sich sein, englisch ›to be frightened out of (one's wits) his seven senses‹. Ungewöhnlich ist in der englischen Version die Erwähnung von sieben Sinnen, während im allgemeinen nur fünf Sinne als Vorbedingung vernünftigen Handelns angegeben werden. Diese seltene Verbindung geht zurück auf Jacob Boehmes ›Mysterium Magnum‹ (Amsterdam 1652), in dem er von sieben Sinnen im Sinne der sieben Gaben (des Hl. Geistes) spricht, Espenlaub, zittern.
   Jemandem Furcht einjagen: ihn bedrohen; Jemanden das Fürchten lehren (beibringen): ihn einschüchtern; Weder Himmel noch Hölle fürchten: ein rechter Draufgänger sein, desgleichen: Weder Tod noch Teufel fürchten; um sein Leben fürchten: sich ernsthaft bedroht fühlen, aber auch: ein sehr furchtsamer Mensch sein; ähnlich: Sich vor jemandem fürchten wie der Teufel vorm Donner bzw. vorm Weihwasser, wie der Hirsch vorm Schuß; Jemanden fürchten wie die Pest; Sich vor jemandem fürchten wie die Katz vor der Maus; Sich vor seinem eigenen Schatten fürchten: außergewöhnlich furchtsam sein. Daher heißt es spöttisch von einem Hasenfuß auch: Er fürchtet sich nicht, er zittert nur oder Nur nicht gefürchtet, nur brav gezittert!
   Von einem, der seine Kopfbedeckung nicht abnehmen will, heißt es scherzhaft (oberösterreichisch): ›Er fürchtet, daß d'Läus 'n Katarrh krieg'n‹ und rheinisch: ›Er fürchtet, daß die Spatzen wegfliegen‹, Angst.
• G. DEVEREUX: Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften (München 1967); B. GOBRECHT: Artikel ›Furcht, Furchtlosigkeit‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 568-576; H. RÖLLEKE: Artikel ›Fürchten lernen‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 584-593; L. RÖHRICH: SAGE – Märchen – Volksglauben. Kollektive Angst und ihre Bewältigung, in: G. Eifler und O. Saame und P. Schneider (Hrsg.): Angst und Hoffnung. Grundperspektiven der Weltauslegung (Mainz 1984), S. 173-202; J. DELUMEAU: Angst im Abendland, 2 Bde. (Reinbek 1985).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Furcht — Furcht, einer der zerstörendsten Affekte. Sie ist die bange Erwartung des Kommenden. Als diese wirkt sie nicht nur schädlich auf die Gesundheit des Leibes, sondern auch auf die der Seele; oder vielmehr der gefunden Vernunft nach sollte Furcht gar …   Damen Conversations Lexikon

  • Furcht — Furcht, 1) das bange Gefühl, welches von einer herannahenden Gefahr od. Schaden erregt wird. Was F. erregt heißt fürchterlich od., in hohem Grade, furchtbar. Die vorwaltende Neigung zur F. (Furchtsamkeit) ist gewöhnlich in zu lebhaften… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Furcht — ist der Affekt, der aus der Vorstellung eines künftigen (wirklich oder vermeintlich bevorstehenden) Übels entsteht. Ihren seelischen Wirkungen nach gehört sie zu den niederdrückenden und lähmenden Affekten: die ganze Vorstellungstätigkeit ist… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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