Frosch

Frosch
Sich aufblasen wie ein Frosch: eingebildet, hochmütig sein; schweizerisch ›sich ufblähe wie ne Frosch im Monschon‹ oder ›wie ne Frosch uf-eme Düchel‹. Die Redensart rührt her von der Fabel des Phaedrus (etwa 15 v. Chr. – 50 n. Chr.) vom Frosch, der einen Ochsen weiden sah. Da er diesen um seine schöne Gestalt beneidete, fing er an, sich aufzublähen, um ihm zu gleichen, bis er jämmerlich zerplatzte; lateinisch bei Petronius: »inflat se tanquam rana«. Vgl. französisch ›S'enfler comme la grenouille de la fable‹, in Anlehnung an die Fabel von La Fontaine.
   Wer Unnützes tut, gibt den Fröschen zu trinken (schon bei Sebastian Franck). Ähnlich Frösche statt Fische fangen: etwas Sinnloses tun, belegt schon bei Jakob Ayrer (1543-1605):
   Meinen oft sie haben gefischt,
   So haben sie kaum Frösch erwischt.
Von einem Einfältigen sagt man: Er ist auch nicht daran schuld, daß die Frösche keine Schwänze haben, bezeugt z.B. bei Jer. Gotthelf: »Sie sagen, ihr seiet ein herzensguter Mann, aber nicht schuld daran, daß die Frösche keine Schwänze hätten«.
   Kalt wie ein Frosch sein: unnahbar sein, unberührt von jeder Emotion.
   Sei kein Frosch!: sei nicht feige! aufmunternder Zuruf an einen, der ängstlich ist oder sich ziert (vgl. das Froschkönigmärchen, Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 1).
   Einen Frosch im Hals haben: heiser sein, wohl von dem medizinischen Fachausdruck ›ranula‹ = Geschwulst im Halse oder an der Zunge; vgl. englisch ›to have a frog in the throat‹ und ›froggy‹ = heiser. Frosch nennt man bildlich auch einen verunglückten Ton, den ein Blasmusiker hervorbringt.
   In Abwandlung der Redensart ›Weder Fisch noch Fleisch‹ ( Fisch) sagt man rheinisch auch: ›Dat es net Fisch on net Frösch‹, man wird nicht klug daraus. ›Die Arbeit ist kein Frosch‹ (mit dem scherzhaften Zusatz: sie huppt uns nicht davon!) sagt man sächsisch, wenn die Lust zur Arbeit fehlt.
   Der Frosch erscheint schließlich auch in zahlreichen sprichwörtlichen Vergleichen: daliegen wie ein geprellter Frosch: erschöpft auf der Erde liegen; dasitzen wie ein Frosch auf der Gießkanne: einsilbig, nachdenklich; hüpfen wie ein Frosch im Mondschein: sich sprunghaft fortbewegen.
   Einem Frosch eine Feder ausreißen (obersächsisch): etwas Unmögliches, Vergebliches tun.
   Etwas aus der Froschperspektive betrachten: es von unten betrachten, im Gegensatz zum Überblick von oben.
   Der in einem Einmachglas gefangengehaltene Frosch zeigt (angeblich) gutes Wetter an, wenn er auf seiner Leiter hinaufsteigt. Als ›Wetterfrosch‹ werden daher die Meteorologen bezeichnet; in übertragener Bedeutung auch jeder andere, der eine günstige Prognose für die Zukunft aufstellt.
• O. KELLER: Die antike Tierwelt 2 (Leipzig 1913), S. 305-317; V. NEWALL: Artikel ›Frosch‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Sp. 393-401; L. RÖHRICH: Wage es, den Frosch zu küssen (Köln 1987); I. TOMKOWIAK: Artikel ›Der aufgeblasene Frosch‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 401-404; W. HIRSCHBERG: Frosch und Kröte in Mythos und Brauch (Köln 1988).}
Wetterfrosch. Holzschnitt aus: Jugendblätter. Zur Unterhaltung und Belehrung. Herausgegeben von Isabella Braun, 22. Jg., München 1876.
Sich aufblasen wie ein Frosch. Illustration von Gustave Doré zu Buch 1, Fabel 3: ›Vom Frosch, der so groß sein wollte wie ein Ochs‹ von Jean de la Fontaine: Les Fables. Avec les dessins de Gustave Doré, Paris 1868 Aus: G. Doré, Bd. I, S. 411.
Frosch als ›Konjunkturbarometer‹. Karikatur, aus: Das Parlament 21/22, vom 20./27.V.1988.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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