Fluch

Fluch
Der Fluch ist eine Redeformel, durch die man Unheil auf einen anderen oder auf sich selbst herabwünscht. Im letzteren Fall ist er die Beteuerung einer Aussage, bei deren Unwahrheit man das Unheil als Strafe erleiden will (K. Beth). Damit steht der Fluch in enger Beziehung zum Eid und anderen Formen des Rechtslebens, auch zum Gottesurteil.
   Der Fluch rechnet mit der magischen Kraft des gesprochenen Wortes. Er ist ein schadenzauberischer Verbalakt: ›Daß dich das Mäuslein beiße!‹ Maus, ›Daß dich die Maden fressen!‹, Made, madig. Beim Fluch gibt es eine Einheit von Wortformel und Schrift. Sie wird unter anderem in dem altägyptischen Brauch sichtbar, Fluchformeln gegen Feinde auf Gefäße zu schreiben und diese dann rituell zu zertrümmern (S. Morenz).
   Im A.T. ist mehr von Fluchen die Rede als im N.T. »Verflucht, wer dich verflucht, Gesegnet, wer dich segnet« (Gen 27, 29). Am gravierendsten ist der Fluch eines nahen Verwandten, was schon die biblische Spruchweisheit hervorhebt: »Der Segen eines Vaters macht die Häuser der Kinder fest, der Fluch einer Mutter aber reißt sie nieder bis auf den Grund« (Sir 3,9). Doch ist den Christen, ebenso wie den alttestamentlichen Juden das Fluchen, Verwünschen oder die Selbstverwünschung verboten (Ex 20,7; Mt 5,36-44 u.a.). Im N.T. wird das Fluchen als unvereinbar mit dem Gebot der Feindesliebe angesehen.
   Flüche werden oft in heftiger Erregung ausgestoßen. Dies kommt in Redensarten zum Ausdruck wie: ›Fluchen, daß die Balken krachen‹, ›Das Blaue vom Himmel herabfluchen‹, ›Fluchen wie ein Landsknecht‹, ›Wie ein Fuhrmann‹, ›Wie ein Pferdeknecht‹, ›Wie ein (münstersches) Marktweib‹, ›Wie ein Säbeltürk‹, Landsknecht Türke.
   Der bekannteste Fluch ist die Wendung ›Verdammt nochmal!‹ Weitere gebräuchliche Fluchformeln sind: ›Potz Blitz!‹, ›Heidenblitz!‹, ›Judenblitz!‹, ›Bei Gott!‹, ›Bigott!‹, ›Donnerwetter!‹, ›Himmelkreuzdonnerwetter!‹, ›Heiliges siedigs Millionen-Kreuz-Donnerweter!‹, ›Himmelsakrament‹, ›Donner und Doria‹. Volle und verstümmelte Formeln gehen nebeneinander her: ›Potz Sapperment!‹ (statt: Gottes Sakrament), ebenso: ›Sakra!‹ und ›Sack Zement!‹; ›Herr Jemine!‹ (statt: Jesus Domine), ähnlich ›Jerum‹, ›Jessas‹, ›Jesses‹; ›Kruzitürken!‹ (für: Kruzifix), ›Verflixt (und zugenäht)‹, verflixt, verflucht für: verflucht.
   Mit den Ausdrücken des Fluchens und Schimpfens beschäftigt sich insbesondere die Zeitschrift ›Maledicta‹. International Journal of Verbal Aggression (Ed.: Reinhold Aman), Bd. lff., 1977ff.
• K. BETH: Artikel ›Fluch‹ in: Handbuch des deutschen Aberglaubens, II, Spalte 1636-1652; S. MORENZ und F. HORST und H. KÖSTER: Artikel ›Segen und Fluch‹ in: Religion in Geschichte und Gegenwart V (3. Auflage 1961), Spalte1648-1652; M. BELGRADER: Artikel ›Fluch‹, ›Fluchen‹, ›Flucher‹, in: Enzyklopädie des Märchens IV, Spalte 1315-1328.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Fluch — Fluch, 1) im Gegensatz zu Segen, die Drohung der Strafe für die Übertretung eines Gebotes; daher in der Bibel der Fluch Gottes, die Ankündigung des Zornes u. der Strafe Gottes für die, welche seine Gebote übertreten; u. der Fluch des Gesetzes,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fluch — Fluch, eigentlich ein böser Wunsch, dessen Ausführung der Sprecher der Gottheit überläßt, also das Gegenteil von Segen. Der mit Jehova geschlossene Bund zieht wie für die, die ihn halten, Segen, so für seine Übertreter F. nach sich, und insofern… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fluch — ↑Exsekration …   Das große Fremdwörterbuch

  • Fluch — der; [e]s, Flüche …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Fluch — 1. Besser der Fluch des Metropoliten, als des Popen Hass. (Russ.) – Altmann V. 2. De Floek blift in sin eigen Hoek. (S. ⇨ Fluch 3 5.) – Schottel, 1131a. Holl.: De vloek keert weder in zijn eigen hoek. (Harrebomée, II, 392.) 3. De Flok hett n… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Fluch — Vermaledeiung; Verwünschung; Fluchen * * * Fluch [flu:x], der; [e]s, Flüche [ fly:çə]: 1. im Zorn gesprochenes, böses Wort [mit dem man jmdn. oder etwas verwünscht]: einen Fluch aussprechen, ausstoßen; mit einem kräftigen Fluch verließ er das… …   Universal-Lexikon

  • Fluch — Akseli Gallen Kallela, Kullervos Fluch, 1899 Ein Fluch ist ein Spruch (gelegentlich auch mit einer zugehörigen Gestik verbunden), der ursprünglich auf ritualisierte (magische) Weise einer Person oder einem Ort Unheil bringen soll. Zorn od …   Deutsch Wikipedia

  • Fluch — Flu̲ch der; (e)s, Flü·che; 1 ein Fluch (über jemanden / etwas) ein Wort oder Worte, das / die man in großer Wut oder in großem Hass spontan sagt <einen gotteslästerlichen, kräftigen Fluch ausstoßen> 2 meist Sg; ein Fluch (gegen jemanden)… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Fluch — der Fluch, ü e (Mittelstufe) derbes Wort, das in Wut geäußert wird Synonyme: Fluchwort, Kraftausdruck, Kraftwort Beispiel: Er ist gestolpert und hat dann Flüche vor sich hin gemurmelt. Kollokation: einen Fluch ausstoßen der Fluch, ü e… …   Extremes Deutsch

  • Fluch — 1. Fluchwort, Fuhrmannsfluch, Kraftausdruck, Kraftspruch, Kraftwort. 2. Verfluchung, Verwünschung; (veraltet): Malediktion; (kath. Kirche): Exsekration. 3. Verhängnis; (geh.): Unheil, Unsegen, Verderben. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

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