dreizehn

dreizehn
Die ›Dreizehn‹ gilt im Volksglauben als Unglück bringende Zahl. Verbreitet ist die Redensart Jetzt schlägt's (schlägt die Glocke) aber dreizehn: das ist ganz ungewöhnlich, unerhört! Die Uhr schlägt aber nicht dreizehn. Diese Zahl als die gefährlichste und bedeutungsvollste soll deshalb andeuten, daß etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und der Teufel seine Hand im Spiel haben muß; denn das Sprichwort sagt: ›Dreizehn ist des Teufels Dutzend‹. Daher auch: Er ist der Dreizehnte im Dutzend: er ist überflüssig, und bairisch ›alle dreizehn treiben‹, Liederlichkeiten aller Art treiben.
   ›Dreizehn‹ ist die Zahl, die das geschlossene Zwölfer-System überschreitet (12 Götter, 12 Tierkreiszeichen, 12 Monate, 12 Stunden usw., 12 Stämme Israels, 12 Propheten, 12 Jünger). Eine Überschreitung hatte zunächst einen ›sprengenden‹ Sinn, konnte also auch eine positive Bedeutung haben, wenn z.B. eine herausragende, das Normalmaß überschreitende Person als Ergänzung bzw. Führung dazu kam. Ähnliches kannte schon das alte germanische Recht, in dem zu den 12 Schöffen ein Richter hinzutrat, um mit ihnen zusammen das Recht zu weisen. Das kommt unter anderem im Membrisser Weistum zum Ausdruck. Darin heißt es: ›dreizehn sitzen um den brunnen und laßen sich recht lehren‹ (Grimm, Rechtsaltertümer I, 298). Ein Hinweis auf die Doppelbedeutung der Zahl ›dreizehn‹ findet sich auch in der jüdischen Geschichte: Am 13. Tage des 12. Monats im 12. Regierungsjahr des Königs Xerxes (486-464 v. Chr.) sollten alle Juden getötet werden. Durch die Intervention der Königin Esther wurde dieses Unheil verhindert. So wurde aus der Dreizehn gleichzeitig eine Glückszahl.
   In christlicher Zeit hat die Zahl dreizehn fast ausschließlich unheilbringende Bedeutung. Sie kann durchaus im Zusammenhang mit dem Tode Jesu gesehen werden, da er (oder auch Judas) ein ›Dreizehnter‹ war. Im Volksglauben hat sich entsprechend die Zahl ›dreizehn‹ als Orakelzahl mit schlimmer Vorbedeutung verfestigt, als Vorankündigung eines nahenden Unheils. Ergab z.B. beim Essen die Zahl der Tischgäste dreizehn, so galt das als Zeichen dafür, daß der zuletzt Hinzugekommene (in manchen Versionen auch der Erste oder Älteste der Gruppe) bald sterben würde. Noch heute wird die Zahl dreizehn bei Tisch vermieden, d.h. die überzählige Person wird an einen anderen Tisch gesetzt oder eine zusätzliche Person herbeigeholt. Bei vielen Gelegenheiten gibt es keine Zahl dreizehn, wie z.B. in Hotels, in denen man selten ein Fremdenzimmer mit dieser Zimmernummer findet.
   Auch der Begriff ›Bäckerdutzend‹ gehört in diesen Zusammenhang. Ihm haftet an sich eine gute Bedeutung an, nämlich die in früheren Zeiten geläufige Sitte der Bäcker, bei Abnahme von zwölf (einem Dutzend) Broten eines gratis als Zugabe hinzuzufügen. Um die Zahl dreizehn zu umgehen, wurde der Posten einfach das ›Bäckerdutzend‹ genannt.
   Als besonders schlimme Vorbedeutung gilt das Zusammentreffen eines Freitags mit der Zahl 13 als Datum. Da der Freitag in christlicher Vorstellung allein schon eine schlimme Bedeutung hat (hergeleitet unter anderem vom Kreuzestod Christi an einem Freitag), wird die Verbindung mit der Dreizehn als Häufung schlechter Vorzeichen angesehen. Im Volksglauben weist dies auf besonderes Pech oder Unglück. Viele Begebenheiten scheinen dies zu bestätigen, so z.B. der Start von Apollo 13 (im Jahre 1970) und sein unglücklicher Ausgang: Fast alle Daten, Namens- und Zeitangaben enthielten entweder die Zahl 13 direkt oder als (Quer-)Summe.
   Vielfach wird die dreizehn aber auch mit Absicht als Glückszahl dargestellt oder ihre Unglücksbedeutung. heruntergespielt, wie z.B. in der schwäbischen Wendung: ›Der dreizehnte gewinnt e Pfeifle‹. Bäcker Dutzend Zwölf.
• O. WEINREICH: Triskaidekadische Studien, Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten XVI (Gießen 1916); C. PUETZFELD: Jetzt schlägt's dreizehn (Berlin 1937); F. NEUMANN: Dreizehn bei Tisch, in: Muttersprache (1951), S. 333 ff.; J. KLEINE: Der Überzählige (Diss. Göttingen 1954); DIES.: Der Überzählige. Geschichte und Entwicklung der Sage, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 74 (1955); L. KRETZENBACHER: Freveltanz und ›Überzähliger‹, Zum Balladen- und Sagentypus vom ›überzähligen‹ Tänzer, in: Carinthia I, 144 (1954), S. 843 ff.; H. BAUSINGER: Dreizehn. Eine Vorbemerkung, in: Volksleben 13 (1966), S. 7-10; G. GROBER- GLÜCK: Motive und Motivationen in Redensarten und Meinungen, Band I (Marburg 1974), S. 41, 46 f., 50 ff.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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