Braten

Braten
Den Braten riechen: etwas Angenehmes oder Unangenehmes schon von ferne oder zeitig merken, ahnen, wo eine Sache hinaus will; vgl. lateinisch ›nasum nidore supinor‹ (Horaz, Satiren 2, 7, 37); französisch ›sentir la frikassée‹ (ungebräuchlich), dafür heute: ›sentir d'où vient le vent‹ (wörtlich: die Windrichtung zeitig merken), Wind. Schon Luther gebraucht die Redensart 1524 (›An die Ratherren‹): »der Teuffel roch den braten wol« und an einer anderen Stelle: »ei Lieber, rechstu den Braten?« In der ›Zimmerischen Chronik‹ (3, 547) heißt es: »Aber wiewol die Königin Leonora sonst keins scharpfen verstands gewesen, iedoch kunt sie den braten wol schmecken«. Lehmann verzeichnet 1639 S. 41 (Argwohn 20): »Argwohn wület im Dreck, der nich gepfercht ist, vnd kan die Kunst, daß er einen Wind reicht, ehe er ausbricht, vnd den Braten riecht, ehe das Kalb gestochen ist«. Schiller verwendet die Redensart in den ›Räubern‹ (III, 2): »Ich rieche den Braten schon«. Auch heute ist Den faulen Braten riechen noch sehr verbreitet. In der älteren Sprache hatte die Wendung Den Braten schmecken die Bedeutung ›schmarotzen‹. In Murners ›Schelmenzunft‹ hat der Schmarotzer den Beinamen ›Schmakkenbrettly‹. In der Erklärung zu der Illustration »den braten schmacken« heißt es von ihm:
   Schmacken brettly is myn nam
   Schmorutzens ich mich nymmer scham
   Alle kirchwihe / brulofft / irten
   Und wo man frelich ist bey würten
   Do kan ich allzeit vornan ston
   Wen man bzalt louff ich dor von.
Das ist Braten für ihn: es kommt ihm sehr gelegen, ist ihm erwünscht.
   Das ist ein fetter Braten: ein reicher Gewinn; diese Redensart findet sich sinngemäß schon bei Walther von der Vogelweide in einem politischen Lied, in dem er gegen die ungerechte Lehensverteilung Klage erhebt: Wir suln den kochen râten
   Sît ez in alsô hôhe stê
   Daz si sich nicht versûmen,
   Daz si der fürsten brâten
   Sniden groezer baz dan ê
   Doch dicker eines dûmen.
Wolfram von Eschenbach spielt auf diese Stelle an, wenn er im ›Willehalm‹ (286,19) sagt:
   her Vogelweide von brâten sanc:
   dirre brâte was dicke und lanc ...
Dem Braten nicht trauen: eine Sache für verdächtig halten. Die Redensart steht vielleicht in Zusammenhang mit einer Fabel: Ein Bauer lädt ein Tier zu sich ein, doch dieses kehrt an der Tür um, weil es wittert, daß sein Gefährte bereits in der Pfanne des Bauern schmort. Es traut also diesem Braten nicht und fürchtet, selbst das nächste Opfer zu sein.
   Der Ausdruck Braten für ein ungünstiges Ereignis wird noch heute verwendet in der Redensart Da hast du den Braten! die Bescherung, bei Unzufriedenheit, Ärger und Enttäuschung. Sehr gebräuchlich sind außerdem die Wendungen: Schwitzen wie ein Braten und An dem Braten hast du noch lange zu kauen: für die Lösung dieser schwierigen Aufgabe wirst du noch lange Zeit brauchen.
   Das Schimpfwort ›Satansbraten‹ bezieht sich auf einen teuflischen, heimtückischen Menschen (Satan Teufel).
Den Braten schmecken. Holzschnitt von Jörg Breu: ›Der Bratenriecher‹, aus: M. Geisberg: Der deutsche Einblattholzschnitt in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, München o.J., Nr. 235.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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