Unkraut

Unkraut
wird schon bei Hans Sachs bildlich für einen nichtsnutzigen Menschen gesetzt. Die Lutherische Übersetzung von Mt 13, 25 – »Unkraut zwischen den Weizen säen« – wird zur Verbreitung des Vergleichs beigetragen haben. Unkraut vergeht nicht: das Schlechte bleibt bestehen, ein nichtsnutziger Mensch läßt sich nicht aus der Welt schaffen, kommt dem Sinne nach schon in Freidanks ›Bescheidenheit‹ (120, 7, vgl. Singer III, 81) vor: »Unkrût wehset âne sât, so ez schoenem krûte missegât«. Nicht selten sind den Pessimismus der Wendung steigernde Zusätze belegt, so bei Sebastian Franck: »es keme eh ein platzregen drauff«, im ›Simplicissimus‹ von Grimmelshausen (I, 595): »es müste eh ein hund daran pissen«, und 1870 in Holstein: ›so koold is de Winter upstünds nich mehr‹. In Umgangssprache und Mundart bagatellisieren Kranke scherzhaft ihr Leiden durch das Sprichwort.
   Auf die Frage: ›Wie geht's?‹ erfolgt häufig die tiefstapelnde Antwort: ›Unkraut vergeht nicht, schlägt gewöhnlich doppelt aus‹, wobei dessen zähe Lebenskraft mit der eigenen in einer Art Selbstironie durch den witzigen Zusatz verglichen wird (vgl. niederländisch ›Onkruid vergaat niet‹; französisch ›Mauvaise herbe croît toujours‹; englisch ›Ill weeds grow apace‹).
   Die Redensarten Unkraut unter den Weizen säen (vgl. französisch ›semer de l'ivraie parmi le bon grain‹) und Das Unkraut vor dem Weizen abschneiden sind biblischen Ursprungs und beziehen sich auf Mt 13, 25 und 30.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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