- Schwiegermutter
- Man wird eine böse (bucklige) Schwiegermutter bekommen heißt es, wenn man zufällig in einer größeren Gesellschaft an der Tischecke (am Tischbein) sitzen muß. Für den ›Atlas der deutschen Volkskunde‹ wurden die Redensarten über den Platz an der Tischecke in ganz Deutschland erfragt (ADV-Frage 234C) und verkartet. Es ergeben sich dabei zwei Hauptverbreitungsgebiete: in Norddeutschland heißt es vor allem: ›sieben Jahre warten‹, ⇨ warten oder Jedig bleiben', und in Mitteldtl. ist die Rede von der ›bösen Schwiegermutter‹. In Schlesien gibt es eine eigene Wndg. ›über Eck bald weg‹, in Süddtl. dagegen soll man entweder ›bald oder gar nicht heiraten‹.Ähnlich beim Nachfüllen der Kaffeetassen: »Trink den Rest erst aus, sonst bekommst du eine böse Schwiegermutter«. – »Das macht nichts, die brauch' ich ja nicht zu heiraten!«- »Nein, die gibt's zu!«Im selben Sinne lautet eine Scherzfrage: »Was ist flüssiger als Wasser? – Die Schwiegermutter; die ist überflüssig«.Den umgekehrten Sinn hat der Refrain eines bekannten Karnevalsschlagers von Willi Ostermann: »Wenn du noch eine Schwiegermutter hast, betrachte sie als eine süße Last. wo kämen all die Mädchen her, gäb es keine Schwiegermütter mehr«.• E. FUCHS: Die Frau in der Karikatur (München 1906); G. GROBER-GLÜCK: Zur Verbreitung von Redensarten und Vorstellungen des Volksglaubens nach den Sammlungen des Atlas der deutschen Volkskunde, in: Zeitschrift für Volkskunde 58 (1962), S. 41-71; K. HUFFZKY: Wer muß hier lachen? Das Frauenbild im Männerwitz (Darmstadt – Neuwied 1979); E. MÜLLER: Das Bild der Frau im Märchen (München 1986); E. MOSER-RATH: Artikel ›Frau‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 100-137.
Eine böse Schwiegermutter bekommen. Gerda Grober: Karte zu Frage 234c der Umfrage zum Atlas der deutschen Volkskunde.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.
