Rücken

Rücken
Einen breiten Rücken haben: viel aushalten, vertragen können; sich um die nachteiligen Folgen einer Handlung nicht kümmern. Ähnlich auch niederländisch ›een brede rug hebben‹; englisch ›to have a broad back‹, ›to have broad shoulders‹; französisch ›avoir bon dos‹.
   Schon Thomas Murner sagt in der ›Schelmenzunft‹ (97):
   So ich eyn bryten rucken hab,
   Erschrick ich dester minder drab.
Die erste Erklärung der Redensart findet sich bei Joh. Agricola in seiner Sprichwörter-Sammlung (Nr. 170): »Ist nun yemand so redlichs gemuets, vnd weiß daß man yhm vnrecht thut, wie vil man yn auch beschuldigt, der sagt menlich, er konne es alles wol tragen, er hab eynen breyten rucken, er sey des geschreyß gewonet, er achte es nicht, er konne es wol tragen. Eyn breyter rucke ist geschickter zum tragen, denn ein buckel rucke, oder der schmal ist«.
   Einen steifen Rücken haben: hochmütig sein; vgl. französisch ›avoir la nuque raide‹, Nacken.
   Jemanden mit dem Rücken ansehen: ihn absichtlich nicht beachten; gilt ebenso wie Einem den Rücken kehren als Gebärde der Verachtung; vgl. französisch ›tourner le dos a quelqu'un‹.
   Von einem Faulen sagt man: ›Der Rücken tut ihm weh, er kann sich nicht bücken‹. Die Redensart ist zuerst bei Agricola in seiner Sprichwörter-Sammlung erläutert (Nr. 169).
   Den Rücken wenden (kehren): sich für kurze Zeit entfernen.
   Nicht den Rücken wenden können (ohne daß etwas geschieht): unabkömmlich sein; vgl. französisch ›ne pas pouvoir tourner le dos‹. Einem den Rücken bleuen steht erstmalig Sir 30,12: »Bleue ihm den Rücken, weil er noch klein ist, auf daß er nicht halsstarrig und dir ungehorsam werde«.
   Jemandem in den Rucken fallen: ihn unerwartet, heimtückisch angreifen; vgl. französisch ›frapper quelqu'un dans le dos‹.
   Sich den Rücken decken: für den Fall, daß die Sache mißlingt, einen Weg zum Rückzug freilassen, auch: ›Sich den Rücken freihalten‹; vgl. französisch ›protéger ses arrières‹ (wörtlich: für Rückzugsmöglichkeiten sorgen).
   Mit dem Rücken an die Wand zu kommen suchen: eine günstige Position einnehmen; Schutz, Deckung suchen, vgl. ›Rückendeckung‹.
   Jemandem den Rücken stärken (steifen); auch: Einem den Rücken halten: ihm beistehen, ihn unterstützen (meist dort gebraucht, wo der Betreffende die Unterstützung nicht verdient hat). Jemanden im Rücken haben: Hilfe zu erwarten haben. Etwas im Rücken haben: Vermögen besitzen.
   Hinter dem Rücken eines anderen: heimlich, ohne daß er es merkt; vgl. französisch ›derrière le dos de quelqu'un‹.
   Auf dem Rücken zur Kirche gehen: eine umschreibend-verhüllende Ausdrucksweise für ›sterben, tot sein‹.
   Niederdeutsch ›Em jökt de Rügge‹, er verhält sich so ungezogen, daß er Prügel provoziert. Auf den Rücken fallen: sich erschrecken, entsetzen.
   Auf den Rücken fallen und die Nase brechen: sich sehr ungeschickt verhalten, Pech, Unglück haben; vgl. französisch ›se casser le nez‹ (wörtlich: sich die Nase brechen), Nase.
   Jemandem Iäuft es heiß und kalt den Rücken herunter: Jemand hat große Angst, fürchtet sich sehr. Buckel, Schelmenbein.
   Viele Jahre auf dem Rücken haben: sehr alt sein, große Erfahrung besitzen.
   ... Wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verliert, Die Verlängerung des Rückens: umständliche, weitschweifige Umschreibung für das Gesäß; besonders beliebt in der speziell berlinischen Aufforderung: ›Küß mir den Rücken, wo er seinen ehrlichen Namen verloren hat!‹ Arsch.
   Rückwärts frühstücken (essen): sich erbrechen; seit etwa 1900 bezeugt.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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