Pfote

Pfote
Die Redensart Sich etwas aus den Pfoten saugen ist bedeutungsgleich mit ›Sich etwas aus den Fingern saugen‹ ( Finger) und geht vielleicht auf diese zurück, möglicherweise fußt sie aber auch auf einer recht alten, allgemein verbreiteten Anschauung von den Bären. In Joh. Stumpfs ›Gemeiner loblicher Eydgnoschafft ... beschreybung‹ (Zürich 1548, Band II, S. 286) heißt es unter der Überschrift ›Von allerley thieren im Alpgebirg‹: »In den ersten 14 tagen schlaffend die jungen Bären also hart ... Nach 14 tagen erwachend sy / und saugend jre tapen: davon läbend sy / und gebrauchend sich keiner anderen narung biß sy fruehlings zeyt herfür gand ...« Ähnlich vermerkt Conrad Gesner in ›De quadrupedibus viviparis‹ (1551) unter ›Proverbia‹ (S. 1080): »Germani si quem de paupertate, aut avaritia et parcitate notaverint, manum ab eo sugi dicunt sicut ab urso: Er sugt den taapen wie ein baer«. Und entsprechend lautet die Stelle in der Übersetzung von Gesners ›De quadrupedibus‹, dem ›Thierbuoch. Das ist ein kurtze beschreybung aller vierfüessigen thieren ... durch D. Cuonrat Forer ... in das teütsch gebracht. Zürich 1563‹ (Überschrift: ›Etlich lustig Historien und Sprüchwörter von dem Bären haerruerend‹): »Item so einer arm / dannocht stoltz / scheyn der reychthumm fueren wildspricht man: Er saugt an den dappen wie ein Baer«.
   Auch in zahlreichen Sagen wird das Saugen des Bären an den Hungerpfoten erwähnt. In den meisten Fällen gelangt ein verirrter Jäger an eine Bärenhöhle und wird von dem Bären vor dem Hungertod gerettet, indem ihm das Tier seine Tatzen zu saugen gibt; Hungerpfote. Sich die Pfoten verbrennen Kastanie.
• W. BEINHAUER: A la pata la Sana, in: Romanische Forschungen 56 (1942), S. 178-180; 57 (1943), S. 105-107; H.-J. PAPROTH: Artikel ›Bär‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1194-1203; DERS.: Studien über das Bärenzeremoniell (Uppsala 1976).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Pfote — Sf std. (16. Jh.) Nicht etymologisierbar. Aus dem Niederdeutschen übernommen und verhochdeutscht, mndd. pote, mndl. poot. Entsprechend afrz. poue, prov. pauta, so daß ein älteres (wohl auf einer Substratsprache beruhendes) früh rom. * pauta Pfote …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Pfote — Als Pfote werden die Enden der Extremitäten bei vielen landlebenden Säugetieren, mit Ausnahme der Huftiere und Primaten, bezeichnet. Sie entspricht der Hand (Vorderpfote) bzw. dem Fuß (Hinterpfote) beim Menschen. Andere Bezeichnungen wie Tatze,… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfote — Pranke; Tatze; Klaue; Hand; Pranke (derb); Greifhand; Kralle (umgangssprachlich); Flosse (umgangssprachlich); Gekritzel ( …   Universal-Lexikon

  • Pfote — 1. Pranke, Pratze, Tatze; (Jägerspr.): Klaue. 2. Hand; (ugs.): Patsche; (salopp): Pranke, Pratze; (salopp, oft abwertend): Klaue, Tatze; (ugs. scherzh. od. abwertend): Flosse. 3. (scherzh.): Doktorschrift; (salopp abwertend) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Pfote — die Pfote, n (Grundstufe) ein Fuß bei einem Tier Beispiele: Die Katze fällt immer auf die Pfoten. Der Hund gibt die Pfote …   Extremes Deutsch

  • Pfote — Pfo̲·te die; , n; 1 ein Fuß (mit Zehen), wie ihn viele Säugetiere haben: Katzen haben Pfoten mit scharfen Krallen || K: Bärenpfote, Hasenpfote, Hundepfote, Katzenpfote 2 gespr!, meist pej ≈ Hand: Wasch dir gefälligst die Pfoten! || NB: Manche… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Pfote — *1. Die (an den) Pfoten saugen. – Eiselein, 511; Braun, I, 3313. *2. Er muss Pfoten saugen. – Frischbier, 573; Frischbier2, 2935. *3. He hett n nâren (erbärmliche) Pôt. – Kern, 541. Uneigentlich für Hand oder Handschrift. Er schreibt eine… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Pfote, die — Die Pfote, plur. die n, Diminut. das Pfötchen, Oberdeutsch Pfötlein, ein Wort, welches in einer doppelten Bedeutung üblich ist. 1) Der vordere und äußere Theil der Hand, oder des Fußes an den Thieren, so fern er dazu dienet etwas damit zu fassen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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