Backofen

Backofen
Gegen den Backofen gähnen (jappen): gegen einen Überlegenen, gegen etwas Unmögliches ankämpfen; aussichtslosen Widerstand leisten. Die nur niederdeutsch verbreitete Redensart vergleicht die Öffnung des Backofens mit einem Mund: So weit ein Mensch auch seinen Mund aufsperrt, das Loch des Backofens ist auf jeden Fall größer. Der drastische Vergleich ist auch wiederholt in der Malerei bildlich dargestellt worden und auch literarisch schon früh bezeugt. Bei Freidank (um 1230) steht der Spruch (126, 19):
   Es dunket mich ein tumber sîn,
   swer went den oven übergîn
(d.h. ›Wer glaubt, den Ofen im Aufsperren des Mauls zu übertreffen‹). In den ›Proverbia communia‹ heißt es: »Est insufflare stultum fornacibus ore«.
   Der Backofen, der früher zu jedem Bauernhaus gehörte, spielt auch sonst in Redensarten eine Rolle, z.B. obersächsisch ›Er ist hintern Backofen nicht weggekommen‹ – ›Noch nie hinter seinem Backofen hervorgekommen‹, er ist unerfahren, untüchtig (vgl. hausbacken, nicht hervorragend, Haus); bei Wilwolt von Schaumburg heißt es »Frauen seien tapfern Männern gewogen, gedenkend, das dieselbig ehr oder depferlicher etwas von Frauen wagen oder tun dürfen, den heimbgebacken oder weibisch Männer«; schwächliche Kinder werden als ›Halbbacken‹, altmodische und rückständige Personen als ›Altbacken‹ bezeichnet; bairisch ist ›nicht ausgebacken‹ nicht recht ausgeschlafen.
   Der Backofen ist eingefallen (umgefallen): die Frau ist entbunden worden (insbesondere umschreibend von außerehelicher Mutterschaft gesagt). Die Vorstellung vom Mutterleib als Backofen kennt auch Schiller, wenn er den Franz Moor (›Räuber‹ I, 1) sagen läßt: »Das ist dein Bruder! – Das ist verdolmetscht: Er ist aus eben dem Ofen geschossen worden, aus dem du geschossen bist« ( Ofen).
   Die Redensart Einen auf den Backofen setzen (oder schieben) gebraucht man in Mecklenburg und Ostpreußen, wenn ein Jüngerer vor dem Älteren heiratet.
   Das ist ein kalter Backofen: das ist eine unnütze Sache.
• C.R. SCHNITGER: »Gegen 'n backaven kann man nich jappen« in: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 30 (1909), S. 41; C. WALTHER: »Gegen 'n backaven kann man nich jappen« ebd, S. 57-59; 69-70; S. SINGER I, S. 155; V.V. GERAMB: Artikel ›Backofen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 781-791; E. MOSER- RATH: Artikel ›Backen, Backofen, Bäcker‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1131-1137.
Gegen den Backofen gähnen. Misericordiendarstellung, Amsterdam, 16. Jahrhundert.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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