Knall

Knall
Der Ausdruck Knall und Fall: augenblicklich, äußerst schnell, plötzlich, unerwartet, entstammt der Jägersprache; gemeint ist: so schnell, wie das vom Jäger getroffene Wild nach dem Knall der Büchse niederfällt. »Es machen wie die Wildschützen, da Knall und Fall ein Ding ist« (Joh. Balth. Schuppius, Schriften, 1663, S. 21). Im ursprünglichen Zusammenhang finden wir die Redensart noch in Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ (Kapitel 9): »Aber ehe er sich's versahe, hatte ich die Pfanne offen und wieder angeschlagen, hieß ihn auch dergestalt willkommen sein, daß Knall und Fall eins war«. Und an anderer Stelle (Kapitel 18): »... da prasselten die Kerl haufenweis herunter, Knall und Fall war eins«. Lessing muß der Realursprung der Redensart noch geläufig gewesen sein, wenn er in der ›Emilia Galotti‹ (IV,1) schreibt: »Er schoß Knall und Fall den einen nieder«. Allerdings finden wir die Redensart in Lessings ›Nathan‹ (III,10) bereits in übertragener Bedeutung:
   Was hieß denn das, daß Ihr so Knall und Fall
   Euch aus dem Staube machtet?
Der Ursprung der Redensart ist heute allgemein in Vergessenheit geraten. Das beweisen Wendungen wie ›Jemanden Knall und Fall entlassen‹ und ›Es kam alles Knall und Fall‹ oder gar ›Knall auf Fall‹ in Anlehnung an den Ausdruck ›Schlag auf Schlag‹, Schlag.
   Dabei handelt es sich um eine gedankenlose Weiterbildung, da der Fall dem Knall vorausgeht und nicht nachfolgt, wie die Redensart anzudeuten scheint.
   Einen Knall haben: verrückt sein. Diese Redensart ist besonders in Mittel-, Nord- und Westdeutschland gebräuchlich. Berlinisch ist die Redensart ›Hast wol'n Knall?‹, du bist wohl verrückt. Knall als kurzer, lauter Schall meint hier wohl einen kräftigen Schlag gegen den Kopf und den dadurch bewirkten Gehirnschaden; davon abgeleitet ist das Schimpfwort Knallkopf für einen dummen, verrückten Menschen.
• E. WÜLFING: ›Knall auf Fall?‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 18 (1904), S. 68-69; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 313-323.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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