hoch

hoch
Das ist mir zu hoch: das übersteigt mein Auffassungsvermögen, das kann ich nicht begreifen. Die Redensart ist wahrscheinlich der Bibelsprache entlehnt; Hiob 42,3: »Darum bekenne ich, daß ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe«, sowie Ps 139,6: »Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen«. Aber auch die äsopische Fabel vom Fuchs mit den Trauben mag in die Tradition mit eingegriffen haben. Literarisch noch im biblischen ernsten, eigentlichen Sinne bei Paul Gerhardt:
   Das ist mir kund, und bleibet doch
   Mir solch' Erkenntnis viel zu hoch.
   Heute wird die Redensart meist in ironischem Sinne verwendet.
   Da geht es hoch her: da herrscht lebhaftes Treiben, ein verschwenderischer Lebenswandel. In diesem Sinne in Schillers ›Wallensteins Lager‹ (8. Szene). ›Hoch‹ meint hier ebenso wie in ›Hochzeit‹ die Festzeit als eine ›hohe Zeit‹.
   Hoch hinauswollen: ehrgeizig, anspruchsvoll sein, hochmütig auftreten. ›Hoch hinaus‹ meint entweder das hochgesteckte Ziel oder das Hochrichten der Nase, oder die Absicht, ›Hoch zu Roß‹ hinauszuwollen. Ähnlich Hochgeschoren sein: eingebildet sein, ursprünglich nur von katholischen Geistlichen wegen ihrer besonderen Haartracht gesagt (Tonsur). Von den Pfaffen heißt es schon in Hartmanns von Aue ›Erec‹ (V. 6631f.):
   swie hôhe er waer beschorn
   er wart dô lützel ûz erkorn,
   ez waere abt oder bischof.
Wenig später wird die Redensart als Geringschätzung gegen die Polen mit ihrem kurzen Haarschnitt angewendet, z.B. in Ottokars ›Oesterreichischer Reimchronik‹ (V. 16 207f.):
   die da als die torn
   waren hôch beschorn,
   die man Polan nant,
   mit den tungten sie daz lant.
Etwas hoch und heilig versprechen: etwas fest versprechen. Hoch bezieht sich hier auf das Erheben der Schwurfinger.
   Einen hochgehen lassen: ihn verhaften, anzeigen, verraten. Die Redensart kommt aus der Gaunersprache.
   Einen hochnehmen: ihn übervorteilen (von ›hohen Preisen‹ abgeleitet), soldatensprachlich: jemanden bei der Ausbildung stramm herannehmen, dann allgemein: ihn scharf zurechtsetzen, ihn auszanken, auch: verhaften.
   Jemanden hochleben lassen: ihm zujubeln mit dem dreimal wiederholten Satz ›Hoch soll er leben, dreimal hoch‹ oder ihm ›Ein dreifaches Hoch‹ zurufen – aus Anlaß seines Geburtstages oder einer anderen Jubelfeier, wie z.B. Silber- oder Goldhochzeit und ähnliches.
   Zuweilen wird der Spruch auch erweitert zu einem Vers, der vor allem in Studenten- bzw. Soldatenkreisen geläufig ist: ›ein dreifach Hoch dem Sanitätsgefreiten Neumann‹.
   Höherer Blödsinn Blödsinn.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Hoch — Hōch, hȫher, der hochste, adj. et adv. welches einen relativen Begriff ausdruckt, weiter von der Horizontalfläche, oder vielmehr von dem Mittelpuncte der Erde entfernet, in Vergleichung mit dem was niedrig oder tief, d.i. demselben näher ist. 1.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • hoch — hoch, höher, höchst ; Adj; 1 verwendet, um die relativ große Ausdehnung / Länge eines Gegenstandes nach oben zu bezeichnen ↔ niedrig, flach: ein hoher Berg, eine hohe Mauer; Schuhe mit hohen Absätzen; Das Gras ist schon hoch, es muss gemäht… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Hoch — (ahd./ags. hôh) bezeichnet: meteorologisch ein Hochdruckgebiet Hoch ist der Familienname folgender Personen: Adolf Hoch (1910–1992), österreichischer Architekt Alfred Hoch (* 1971), österreichischer Politiker (ÖVP) Anton Hoch (1914−1981),… …   Deutsch Wikipedia

  • hoch — • hoch höher (vgl. d.), höchst (vgl. d.) – bei Hoch und Niedrig (veraltet für bei jedermann) I. Schreibung in Verbindung mit Verben: a) Getrenntschreibung: – hoch sein – es wird [sehr] hoch hergehen – sie kann [sehr] hoch springen, sie kann höher …   Die deutsche Rechtschreibung

  • hoch- — 1 im Adj, sehr produktiv; verwendet, um Adjektive zu verstärken ≈ sehr (stark); hochaktuell <ein Thema>, hochanständig, hochbetagt <eine Frau, ein Mann>, hochelegant, hocherfreut , hochexplosiv, hochgebildet , hochgelehrt,… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • HÖCH (H.) — HÖCH HANNAH (1889 1978) Peintre allemand, Hannah Höch avait commencé à étudier la peinture classique à Gotha, sous la direction d’Orlik. En 1912, elle poursuit ses études à Berlin, puis à Charlottenburg, où elle fréquente l’école des Beaux Arts.… …   Encyclopédie Universelle

  • Höch — ist ein Ortsname: Höch (Neuburg am Inn), Ortsteil der Gemeinde Neuburg am Inn, Landkreis Passau, Bayern Höch (Taufkirchen), Ortsteil der Gemeinde Taufkirchen (Vils), Landkreis Erding, Bayern Ortsteil der Gemeinde Flachau im Land Salzburg Ortsteil …   Deutsch Wikipedia

  • Hoch — ¹hoch 1. aufragend; (geh.): emporragend; (emotional): haushoch, turmhoch. 2. beachtlich, beträchtlich, drastisch, einschneidend, empfindlich, enorm, entscheidend, erheblich, fühlbar, gehörig, gewaltig, gigantisch, hart, immens, merklich,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

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  • hoch — Adj std. (8. Jh.), mhd. hōch, ahd. hōh, as. hōh Stammwort. Aus g. * hauha Adj. hoch , auch in gt. hauhs, anord. hár, ae. hēah, afr. hāch; vielleicht auch enthalten im Stammesnamen der Chauken. Vergleichbar ist vielleicht (mit abweichendem… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • hoch — hoch: Das gemeingerm. Adjektiv mhd. hō‹ch›, ahd. hōh, got. hauhs, engl. high, schwed. hög, das seine Bedeutung aus »gewölbt (gebogen)« entwickelt hat, ist näher verwandt mit ↑ Hügel und ↑ Höcker und geht mit verwandten Wörtern in anderen idg.… …   Das Herkunftswörterbuch

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